8 Gründe, warum sich Nachhaltigkeit schnell rechnet!

10.8.2022

Hitzesommer, schmelzende Gletscher und zerstörerische Waldbrände in Australien und Europa: Die Klimakrise ist spürbar in unserer Welt angekommen. Den Weg, den wir beschreiten müssen, um den steigenden Temperaturen Einhalt zu gebieten, kennen wir: Wir müssen damit aufhören, Treibhausgase zu produzieren und fossile Energien zu verbrennen.

Nachhaltiges Wirtschaften ist nicht mehr nur eine Frage der moralischen Haltung, sondern auch aus ökonomischer Sicht ein Wettbewerbsvorteil. Bessere Konditionen am Finanzmarkt, billige, erneuerbare Energie statt unberechenbare Öl- und Gaspreise, sowie besseres Image bei Mitarbeiter:innen und Konsument:innen. Wer nachhaltig wirtschaftet, trägt nicht nur seinen Teil zum Erhalt unseres Planeten bei, sondern kann damit auch noch ein langfristiges, sicheres und grünes Business schaffen.

Es gibt mittlerweile einige handfeste, wirtschaftliche Argumente, die zeigen, dass sich Nachhaltigkeit auszahlt. Hier sind “Top 8” Argumente, die ihr verwenden könnt, um euer Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen:

1. Wer nachhaltig ist, für den arbeitet man auch gern

Mit einer Generation, die zunehmend Wert darauf legt, einer sinnhaften Tätigkeit nachzugehen, die nicht dazu beiträgt, den Planeten weiter zu erhitzen, haben nachhaltige Unternehmen einen klaren Vorteil im Wettbewerb um gute und engagierte Mitarbeiter:innen. Eine kürzliche Stepstone-Umfrage in Deutschland fand heraus, dass fast jede:r zweite Beschäftigte bei einem Jobwechsel nach einem nachhaltigen Unternehmen sucht, 76 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert in ihrem Unternehmen hat.

2. Endkunden kaufen lieber nachhaltige Produkte

Kunden rücken Nachhaltigkeitskriterien ins Zentrum ihrer Entscheidungen. Unternehmen, die direkt an Endkunden vermarkten, müssen schon lange dafür sorgen, dass das zunehmende Bedürfnis ihrer Kunden nach fairen und umweltfreundlichen Produkten befriedigt wird. Dabei werden die Nachhaltigkeitskriterien strenger und die Kunden kritischer. Einige Faktoren sind in diesem Rahmen wichtig: regionale Produktion, ein geringer CO₂-Abdruck, Bio-Qualität, aber auch faire Arbeitsbedingungen für die Arbeiter:innen.

3. Nachhaltigkeitskriterien werden Teil von Ausschreibungsprozessen

Auch im B2B-Bereich werden Lieferant:innen immer öfter auf ihre Nachhaltigkeit geprüft. In Ausschreibung es ist oft nicht mehr nur relevant, wer am billigsten produziert, sondern auch Nachhaltigkeitskriterien fallen ins Gewicht. Lieferkettengesetze in Deutschland und der Schweiz verstärken diese Entwicklung weiter. Auch Unternehmen, die sich in der Supply Chain für ein Endkonsument:innen Produkt befinden, geraten unter die Lupe. Denn: 80 % der klimaschädlichen Treibhausgase fallen nicht beim Unternehmen selbst an, sondern in der Lieferkette. Um ein Produkt als grüner zu gestalten, begeben sich Unternehmen auch auf die Suche nach grüneren Lieferant:innen.

4. Nachhaltige Unternehmen bekommen leichter Investments

Die Zahl an Aktionär:innen, die auf grüne Investments setzen, steigt und somit auch der Pool an möglichen Investor:innen. Aber auch Staaten geben grünen Investitionen Vorrang und begünstigen diese steuerlich. Einheitlich regeln soll dies in Zukunft auch die EU Taxonomie, die sich zum Ziel gemacht, Klarheit zu schaffen, was als grünes Investment gilt - und was nicht.

5. Versicherungsunternehmen erhöhen Prämien in Folge von Umweltrisiken

Investiert ein Unternehmen vor allem in klimaschädliche Aktivitäten, kann das entsprechend weitreichende Konsequenzen haben. Finanzdienstleister und Versicherungen schließen bereits heute ganze Branchen aus bzw. halten diese dazu an, sich aus ihren klimaschädlichen Aktivitäten zurückzuziehen. Falls dies nicht in vorgegebener Zeit passiert, wird der Geldhahn zugedreht. Das passiert gerade sehr weitreichend in der Kohleindustrie. Man muss somit auch davon ausgehen, dass dies in Zukunft ausgeweitet wird. Ein klarer Vorteil jedoch für klimafreundliche Unternehmen, die schneller und mit besseren Konditionen Finanzierungen finden können.

6. Erneuerbare Energien machen Unternehmen unabhängig vom unberechenbaren globalen Öl- und Gasmarkt

Fossile Energieträger werden häufig aus autoritär regierten Ländern importiert. Diese Tatsache stellt unter anderem ein finanzielles Risiko dar. Denn falls es zu diplomatischen Verstimmungen, oder sogar Kriegen, kommt, wirkt sich das direkt auf die Preise der betroffenen Energieträger aus. Dies wird Europa auch gerade schmerzlich bewusst durch die steigenden Energiepreise, die durch Putins Krieg in der Ukraine angeheizt werden. Eine Versorgung mit erneuerbaren Energieformen sorgt hingegen dafür, dass regional produziert wird und somit auch die Abhängigkeit vom internationalen Öl- und Gasmarkt geschwächt wird.

Quelle: https://oesterreichsenergie.at/aktuelles/neuigkeiten/detailseite/strompreisstabilitaet

7. CO₂ Emissionen einsparen spart immer mehr Geld

In den letzten Jahrzehnten hat der Markt die Umwelt- und Klimaschäden nicht eingepreist. Egal wie hoch die Treibhausgase des Produkts waren, bezahlt dafür hat das Klima, nicht der Emittent. Das dreht sich jetzt jedoch gerade. Der Europäische Emissionshandel, von dem in Österreich ca. 200 der energieintensiven Unternehmen erfasst sind, nimmt an Fahrt auf. Der Preis, den diese Unternehmen für jährlichen Co2-Ausstoß bezahlen müssen, hat seit 1.1.2021 um 163 % zugenommen. So steigt auch der Anreiz, jetzt auf klimafreundliche, energieeffiziente Produktion umzusteigen. Zusätzlich werden CO₂-Preise und -Steuern etabliert, die ähnliche Steuerungseffekte auf andere Unternehmen haben werden. Klimaschädliche und energieintensive Produkte werden teurer und damit für den Kunden weniger attraktiv.

Quelle: https://www.juramaterials.ch/de/testseiten/test-mysign/neutest.html

8. Hauptgrund: Erneuerbare Energieformen werden immer günstiger

Während fossile Energien starken Preisschwankungen unterliegen, unberechenbar bleiben und zusehends mit Steuer und Abgaben versehen werden, sinken die Kosten für erneuerbaren Energien. Bereits heute ist Sonnenstrom eine der günstigen Arten ist, Energie zu produzieren.

Quelle: https://www.solaranlagen-portal.de/photovoltaik/preis-solar-kosten.html

nista Praxisbeispiel Schmiedebetrieb

In Folge des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine denkt ein mittelständischer, österreichischer Schmiedebetrieb darüber nach, seine Schmiedeöfen von Gas auf Öl umzurüsten. Im ersten Moment scheint diese Idee vernünftig, denn die notwendigen Umbauarbeiten sind vergleichsweise gering. Über die Laufzeit ist jedoch mit signifikanten Mehrkosten zu rechnen.

Um den Wärmebedarf von ~10 GWh zu decken, fallen aktuell Kosten für Gas in der Höhe von 663.000 €/Jahr an (alle Preise sind auf Vorkrisenniveau gerechnet).  
Die Umstellung auf Öl würde kurzfristig die Versorgungssicherheit erhöhen. Die Kosten würden jedoch auf ~1.125.000 € pro Jahr ansteigen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Heizöl wesentlich höhere spezifische Emissionswerte hat (490 g/kWh im Fall von Gas gegenüber 970 g/kWh bei Öl). Wenn wir von einer nach wie vor zu erwartenden CO₂ Steuer von ~50 €/t CO₂ ausgehen, erhöhen sich die Steuerkosten durch den Umstieg von Gas auf Öl von 245.000 € auf 485.000 € im Jahr. In Summe kostet eine ölbasierte Wärmeversorgung also im aktuellen Beispiel ~702.000 € mehr pro Jahr. Wir können davon ausgehen, dass jetzt wesentliche Investitionen in alternative Wärmesysteme investiert werden. Jetzt ist der Zeitpunkt reif, um sich aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu befreien.

Fazit

Die große Herausforderung für Unternehmen ist, sich jetzt möglichst schnell anzupassen, zu handeln und zukunftsfit zu werden. Nachhaltigkeit rechnet sich. Also darf Nachhaltigkeit nicht als ‘Bürde’ gesehen werden, sondern tatsächlich als eine große Chance, alte nicht funktionierende Methoden endlich über Bord zu werfen. Im Alltag, wo man mit operativen Herausforderungen zu kämpfen hat, ist das nicht immer eine ganz einfache Aufgabe. Änderung, Umstellung, Anpassung heißt Arbeit, Zeit und oft auch Unsicherheit.

Denn: Obwohl es gute, auch wirtschaftliche Argumente gibt, unseren Kurs zu ändern, wird der Weg kein leichter sein. Und es wird notwendig sein, dass politisch die Rahmenbedingung gesetzt werden, um klimafreundliches und energieeffizientes Wirtschaften zur attraktivsten Form der Unternehmensführung zu machen. Unternehmen haben wiederum die Pflicht, laufend nachhaltiger zu werden. Die Kür besteht schließlich darin, sich auch öffentlich für eine grüne Zukunft einzusetzen und Gesetze zu verlangen, die klimafreundlichen Unternehmen einen Boost verschaffen

- sei es, wenn man selbst als Unternehmen lobbyiert oder sich progressiven Klimaschutz-Verbänden anschließt.

Photo of Jasmin Duregger
Verfasst von: Jasmin Duregger - Klima- und Energiecampaignerin bei Greenpeace in Österreich