Jedem Topf seinen Deckel

10.11.2022

Aufgrund des Krieges in der Ukraine sind die Gas- und Energiepreise in die Höhe geschnellt. Um unsere Gasreserven zu schonen wurden von der Regierung diverse Maßnahmen, zur Verbrauchsreduktion vorgeschlagen. Diese richten sich oft an Privathaushalte. In den sozialen Medien wurden diese Vorschläge oft mit Hohn begegnet, einem der Vorschläge besonders: Beim Kochen soll ein Deckel verwendet werden. Dadurch würde weniger Energie benötigt, um den Inhalt zu erhitzen.

Die Banalität dieses Tipps ist sicher mit ein Grund für die Reaktionen im Internet. Wie viel Energie/Gas kann von Privatpersonen durch solch primitive Maßnahmen tatsächlich gespart werden? Genau das wollen wir herausfinden. Dass es effizienter ist, einen Deckel zu verwenden, scheint offensichtlich. Aber sind diese Einsparungen nennenswert, oder ein Tropfen auf dem heißen Stein? Laut dem Verbund sollen so 1,5 Liter Wasser 3 - mal schneller zum Kochen gebracht werden können. Da wir gerne Rechnungen zum Thema Energieeffizienz anstellen, wollen wir das Ausmaß der Ersparnis mit ein paar Versuchen und Rechnungen beziffern.

Versuche - Allgemeine Rahmenbedingungen

Eine der Lieblingsspeisen meiner 6-jährigen Tochter ist Pasta Bolognese. Würde man sie direkt fragen, bekommt man vielleicht eine andere Antwort. Gemessen daran, wie oft welche Speise gewünscht wird, gibt es allerdings keinen Zweifel. Um die ganze Familie zu versorgen, gilt es dann 500 g Pasta (in unserem Fall meistens Pappardelle oder Tagliatelle) zu kochen. Laut Anleitung auf der Packung wären dafür 5 Liter Wasser zu verwenden. Tatsächlich verwenden wir in etwa 3 Liter, welche ich als Basis für meine Versuche festlege. Erst verwenden wir einen Topf ohne Deckel, einmal einen Topf mit Deckel und zusätzlich werde ich versuchen, das Wasser mit einem Wasserkocher zu erhitzen. Da ich den Verbrauch meiner Geräte kenne, stoppe ich die Zeit, die es benötigt, die Zieltemperatur zu erreichen, und kann dann aufgrund der Differenz die Kosten bestimmen. In jedem Fall wird Wasser von 18° C (so kommt das Wasser aus meiner Leitung) auf 95° C (die gemessene Temperatur direkt, nachdem der Wasserkocher fertig wurde) erhitzt. Die verwendete Herdplatte ist eine Induktionsplatte von AEG (Modell HK764403XB Typ 58GDD D4 AU). Für die verwendete maximale Kochstufe wird der Verbrauch in der Bedienungsanleitung mit 3200 W beziffert. Der Wasserkocher ist das Modell 3217 / WK210 von Braun. Laut Anleitung ist der Verbrauch 2280 W. Dieser kann allerdings immer nur einen Liter auf einmal erhitzen. Sobald wir den Verbrauch wissen, können wir die entstandenen Kosten berechnen. Dafür nehme ich einen Preis von 43 Euro-cent pro kWh (Stand 31.10.2022) an.

Für den Wasserkocher müsste man nun zusätzlich noch die Herdplatte benutzen, um die ersten Liter warmzuhalten, während der zweite und dritte Liter aufkocht. Dadurch übersteigt der Verbrauch, und somit auch die Kosten, das Szenario ohne Deckel. Außerdem ist es die längste und umständlichste Variante, und würde somit auch aufgrund fehlender Praktikabilität wohl nicht viel Anklang finden. Daher erspare ich mir die weitere Berechnung der Kosten für dieses Szenario.

Conclusio - Ersparnis

Mit meinen Geräten erspart mir der Deckel somit 0,6 Cent pro Mahlzeit. Etwa ein Drittel aller Österreicher gibt an täglich zu kochen. Wäre ich auch so vorbildlich, könnte ich also pro Jahr 2,19 € sparen (unter der Annahme, dass nur einmal pro Tag gekocht wird, kWh Preis wie gehabt bei 43 Cent).

Das entspricht einer Ersparnis von 5,11 kWh pro Jahr. Unter der Annahme, dass diese Zahl für alle 4 019 700 Privathaushalte in Österreich gleich wäre, und alle Haushalte täglich kochen würden, könnten wir durch "das Deckel auf den Topf geben" somit rund 20,5 GWh sparen. Laut ​energie.gv.at lag der Gesamtverbrauch 2021 in Österreich bei 64,2 TWh.

Die theoretisch eingesparten 20,5 GWh entsprechen somit in etwa 0,03 % des österreichischen Gesamtbedarfs. Da aber nicht alle Haushalte so oft kochen und der Deckel nicht immer anwendbar ist (anbraten in der Pfanne, backen im Ofen), ist diese Zahl sogar als optimistisch zu verstehen.

Conclusio - Gaskrise

Was bedeutet das nun? Für uns bedeutet es, dass wir uns weiter darauf fokussieren, der Industrie zu helfen, effizienter zu sein.